\ \ \ \ \ \ PRESSE \ \ \ \ \ \
W e r t h e i m
Unten kaufen wir Kleider,
bedecken Arme Leib und Beine.
Stolpert noch irgendwer
einkaufstaschenbeladen schwer,
gedankenleer dabei über „Stolpersteine“.
Namen stehen und Zahlen
von denen ich wenig weiß.
Namen sind heute Marken
Zahlen ergeben den Preis.
Nichts wird euch vom Leib gerissen,
zieht ihr euch gefordert aus.
Keine Bündel geschnürte,
kein Zeug zu Stapeln gepackt.
Wohin der Weg SIE führte,
wohin SIE gingen, lag im Ungewissen
SIE gingen zusammen nackt
ein Stückchen bloß
bloß ein Stück,
dann ließ sie das Leben los
sind sie stöhnend zusammensackt
und nur ihre Kleider blieben zurück.
für einen andern verwahrt
verschickt aus dem Niemandsland.
sie selbst wurden getötet, verbrannt
und ihre Asche wurde verscharrt.
Der Lichthof ist verhüllt
Er schweigt lichterfüllt, durchflutet
über die Dunkelheit dieser Zeit
die gegen das Vergessen brüllt,
weil sie uns zu viel zumutet.
Wer betrachtet ihn schon
Schärft seinen Blick.
Die neue Kollektion
ist wirklich schick.
Stehst du unterm Dach
diesem hier da,
bist du dem Schornstein
und dem Himmel so nah, wie nie,
Kaum aber so schwach wie SIE.
Transportiert wie Vieh
In Güterwagen auf Gleisen
Ins Verderben verreisen,
ohne Wiedersehen.
Wie kann sowas geschehen? WIE?
Olymp und Hades
Quu vadis?
Unten kaufen wir Kleider
lachen unbefangen dabei
stolpern über Stolpersteine
so als wären es keine,
als ob gar nichts war,
gar nichts ist, gar nichts sei.
© Gunther Lampe
BILDRECHTE
Julia Bachor
Christian Klette
Oliver Mühle
Andreas Flock
fas-tv.de