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W e r t h e i m


Unten kaufen wir Kleider,

bedecken Arme Leib und Beine.

Stolpert noch irgendwer

einkaufstaschenbeladen schwer,

gedankenleer dabei über „Stolpersteine“.


Namen stehen und Zahlen

von denen ich wenig weiß.

Namen sind heute Marken

Zahlen ergeben den Preis.


Nichts wird euch vom Leib gerissen,

zieht ihr euch gefordert aus.

Keine Bündel geschnürte,

kein Zeug zu Stapeln gepackt.


Wohin der Weg SIE führte,

wohin SIE gingen, lag im Ungewissen

SIE gingen zusammen nackt

ein Stückchen bloß

bloß ein Stück,

dann ließ sie das Leben los

sind sie stöhnend zusammensackt

und nur ihre Kleider blieben zurück.


für einen andern verwahrt

verschickt aus dem Niemandsland. 

sie selbst wurden getötet, verbrannt

und ihre Asche wurde verscharrt.


Der Lichthof ist verhüllt

Er schweigt lichterfüllt, durchflutet

über die Dunkelheit dieser Zeit

die gegen das Vergessen brüllt,

weil sie uns zu viel zumutet.

Wer betrachtet ihn schon

Schärft seinen Blick.

Die neue Kollektion 

ist wirklich schick.


Stehst du unterm Dach

diesem hier da,

bist du dem Schornstein

und dem Himmel so nah, wie nie, 

Kaum aber so schwach wie SIE.

Transportiert wie Vieh

In Güterwagen auf Gleisen

Ins Verderben verreisen,

ohne Wiedersehen.

Wie kann sowas geschehen? WIE?


Olymp und Hades

Quu vadis?


Unten kaufen wir Kleider

lachen unbefangen dabei

stolpern über Stolpersteine

so als wären es keine,

als ob gar nichts war,

gar nichts ist, gar nichts sei.


© Gunther Lampe

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